ZUT 100 – Mathias Welz lief sein erstes 100-Meilen-Rennen

Mathias Welz ist Mitglied bei den Sportfreunden 97/30 und liebt Trailrunning in den Bergen. Dieses Jahr hat er sich einen besonderen Traum erfüllt: Sein erstes 100-Meilen-Rennen beim Zugspitz Ultratrail – dem ZUT100. Er stellt sich kurz selber vor und erzählt von den Vorbereitungen, den Herausforderungen und den Eindrücken dieses unvergesslichen Abenteuers. Taucht ein in seine persönliche Laufgeschichte und was es bedeutet, eine so lange Distanz zu bewältigen.

Wer bin ich?
Ich bin Mathias, Jahrgang 1980, begeisterter Trailrunner und Ultraläufer. Meist findet man mich auf langen Distanzen jenseits der Marathonmarke, bevorzugt auf abwechslungsreichen Trails in den Bergen. Ursprünglich komme ich aus dem Straßenlauf, doch die Faszination für Natur und Höhenmeter hat mich nach und nach ins Trailrunning gezogen. Heute liebe ich technische Downhills, knackige Anstiege und die besondere Atmosphäre bei Ultratrails. Der ZUT100 war mein erstes 100-Meilen-Abenteuer – meine bisher längste Distanz lag bei 137 Kilometern. Große Vorfreude also, gemischt mit Respekt und ein wenig Nervosität.

Was ist der ZUT100?
Deutschlands größtes Trailrunning-Event – 2025 mit über 5.000 Läufer:innen aus 66 Nationen. Dieses Jahr erstmals mit dem neuen Monstrum: dem ZUT100. 164 Kilometer und 8.302 Höhenmeter rund um das Zugspitzmassiv, Start und Ziel in Garmisch-Partenkirchen. Wer hier ins Ziel kommt, bezwingt gleich zwei Monster: Distanz und Höhe. Bei einer Ausfallquote von rund 45 % in diesem Jahr alles andere als selbstverständlich.
Für mich geht es beim Trailrunning aber nicht um Sekunden oder Bestzeiten, sondern ums Erleben: Natur und Berge entdecken, die eigenen Grenzen verschieben und den Moment genießen. Geschwindigkeit ist meistens Nebensache.
Mehr Infos: https://www.zugspitz-ultratrail.com/

Anreise und letzte Vorbereitungen
Bereits am Samstag reiste ich nach Grainau an. Das Wetter zeigte sich kühl und regnerisch – perfekt, um die Beine locker einzulaufen. Am Samstag erkundete ich die ersten 15 Kilometer der Strecke, am Sonntag gemeinsam mit Ricarda die letzten 15 Kilometer. In den Tagen vor dem Start stand außerdem noch etwas Kletter-Action auf dem Programm: Am Montag war ich mit Jens von der Bergwacht Garmisch unterwegs, am Dienstag im Klettersteig „Mauerläufer“ am Bernadeinkopf. Mittwoch wurde die Ausrüstung final gecheckt und gepackt. Donnerstag hieß es dann: Startnummer abholen, Drop Bags abgeben und die bestens bestückte Trail-Messe besuchen – viele bekannte Gesichter inklusive.

Startschuss und erste Nacht
Am Donnerstag, 12. Juni, um 20 Uhr fiel der Startschuss. Nach einem heißen Sommertag waren die Temperaturen am Abend angenehm. Perfekte Bedingungen für die erste Nacht. Die Stimmung am Start und entlang der Strecke war einfach großartig – und die gesamte Organisation top.
Die ersten 60 Kilometer hatten es in sich: technisches, schwieriges Terrain. Damit hatte ich so nicht gerechnet – und prompt den falschen Schuh erwischt: Hoka Mafate X. In der Hoffnung, dass die Strecke auf der zweiten Hälfte etwas laufbarer werden würde, blieb ich dennoch bei diesem Modell, obwohl im ersten Drop Bag ein Paar Mafate Speed 4 bereitlag.

Brütende Hitze und Klettersteig
Der Freitag brachte gnadenlose Hitze. Flüssigkeit war entscheidend – ich nutzte jede Gelegenheit: Bäche, Brunnen und Wasserstellen. Verpflegungstechnisch setzte ich komplett auf meine eigene Strategie: rund 60 Gramm Kohlenhydrate pro Stunde (Maurten Gels, Riegel und Drink 320), ergänzt um Iso und Wasser von den Verpflegungspunkten. Zum Glück: der Magen spielte 33 Stunden lang perfekt mit.
Ein besonderes Highlight war der Klettersteig „Immensteig“ bei Kilometer 89 (Helmpflicht), etwa 1,5 Kilometer lang. Trotz der Belastung war dieser gut zu bewältigen. Den Helm konnte ich an der nächsten Verpflegung wieder abgeben.

Zweite Hälfte und Laubhütte
Auf der zweiten Streckenhälfte lief es deutlich besser: Das Terrain wurde angenehmer, und der Schuh fühlte sich wieder besser an. Mit meiner Ausrüstung war ich sehr zufrieden: Helm Petzl Sirocco, Stöcke Leki Ultratrail FX.one, Rucksack Salomon ADV Skin12 (mit kleineren Rückenproblemen).
Und: keine Blasen, keine blauen Zehen – ein gutes Zeichen bei dieser Distanz.

An der Laubhütte wurde ich nach zwei kleineren Stürzen kurz von der Bergwacht versorgt (ca. 25 Minuten Pause), bevor es in den letzten langen Anstieg ging. Dieser zog sich zwar gefühlt endlos hin, aber ich wusste: Sobald der Gipfel erreicht war, lag das Ziel greifbar nahe. Die Strecke kannte ich vom letzten Sonntag – es warteten nur noch ein allerletzter Anstieg, ein kurzer technischer Downhill und der finale Abschnitt.

Sonnenaufgang und Zieleinlauf
Oben auf dem letzten Gipfel mobilisierte ich noch einmal alle Reserven und lief den Downhill Richtung Garmisch überraschend locker. Nach 150 Kilometern hätte ich das selbst kaum erwartet. Als der zweite Sonnenaufgang über Garmisch aufging, war das ein Gänsehautmoment. Tränen, Glücksgefühl – ich wusste: Ich werde mein erstes 100-Meilen-Rennen finishen.
Die letzten flachen Kilometer ins Ziel genoss ich in vollen Zügen. Frühstarter:innen der Samstagsläufe kamen mir entgegen und feuerten uns an. Dann die letzte Kurve – und endlich im Ziel. Ein unbeschreibliches Gefühl.

Ergebnis
164,91 km | 8.729 Höhenmeter | 33:18:25 (Startnummer 7224, 37. Gesamtplatz, 17. AK).
Ohne Schlaf, nur eine längere Pause an der Laubhütte.

Fazit
Ein großartiges Event – und ja, ich würde es definitiv wieder laufen. Vielleicht das nächste Mal die 100 Kilometer. Aber auch die 100 Meilen reizen mich weiterhin.

Als Nächstes steht die Deutsche Meisterschaft im Berglauf (Nebelhornlauf, 29. Juni) an – aktuell kaum vorstellbar, aber das wird schon, die Garmin hat schließlich noch 47% 😉

Danach warten neue Projekte: der Hohe Mark Steig (140 km), ein privates Abenteuer in der Tatra und der Ring of Peaks (100 km) in den Picos de Europa.